Einstieg in die non-binäre Welt

Einstieg ins Thema non-binäres Geschlecht und Überblick über die Website Nonbinary.ch

Weil es auf der Website viele Informationen hat, sind hier die wichtigsten Themen in kompakter Form zusammengestellt – mit Links zur Vertiefung.

KURZ GEFASST: Non-binäre Menschen identifizieren sich nicht oder nur teilweise mit einem der beiden binären Geschlechter «weiblich» oder «männlich». Da «non-binär» (kurz «enby») auch als Überbegriff für verschiedene Ausprägungen von Geschlecht dient, kann der Begriff im Spezifischen ganz Unterschiedliches heissen: Gewisse Enbies haben gar keinen Bezug zum Konzept «Geschlecht», einige erleben ihr Geschlecht als eine Mischung aus Weiblichkeit und Männlichkeit oder auch aus anderen Geschlechtern, wiederum andere haben ein sich über die Zeit veränderndes Empfinden von Geschlechtlichkeit usw. Non-binäres Geschlecht sagt nur etwas über die Geschlechtsidentität einer Person aus, aber nichts über die Merkmale des Körpers, das Erscheinungsbild, die sexuelle Orientierung oder Geschlechterrollen.

Was ist non-binäres Geschlecht?

Non-binäre Menschen sehen sich in den Kategorien «Frau» oder «Mann» nicht repräsentiert. Gewisse kleiden sich androgyn, aber «typisch weibliches oder männliches Styling» macht sie nicht weniger non-binär.

Schirm «trans» mit trans Frau, trans Mann – Schirm «non-binär» mit genderfluid, agender, etc.
Trans und non-binär sind Überbegriffe

Gemäss der Definition von Transgeschlechtlichkeit sind non-binäre Menschen auch trans. Trotzdem identifizieren sich nicht alle so. Non-binär ist ein Überbegriff über ganz viele Geschlechtsidentitäten, die sehr unterschiedlich sind. Ausprägungen non-binären Geschlechts sind: genderfluid, agender, bigender, neutrois, genderfree, demigender etc.

Merkblatt Non-Binarität

PDF-Merkblatt mit Definitionen, Abgrenzungen und Hintergrundinformationen

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Vertiefungen – Non-Binarität:

Comic: Sind Sie ein Mann oder eine Frau? – Nein, bin ich nicht.
Illustration von Fynn Schenkel fynnthehuman.tumblr.com

Geschlecht als Ganzes verstehen ist wichtig

Geschlecht in all seinen Aspekten ist komplex und es ist wichtig, die Grundlagen mit den fünf Dimensionen von Geschlecht zu verstehen, damit auch Non-Binarität verstanden werden kann. Non-binäres Geschlecht hat nur etwas mit der Geschlechtsidentität zu tun. Es hat nichts mit den Merkmalen des Körpers, dem Erscheinungsbild (Ausdruck), der sexuellen Orientierung (Anziehung) oder den Geschlechter-Rollen zu tun.

Geschlecht verstehen: geschlechter-radar.org

Non-Binarität ist etwas anderes als Intergeschlechtlichkeit, denn da geht es um die Merkmale des Körpers einer Person. Intergeschlechtliche Menschen identifizieren sich mehrheitlich als Frauen oder Männer. Intergeschlechtliche Babies erleben in der Schweiz heute immer noch Menschenrechtsverletzungen!

Merkblatt Geschlechter-Radar

PDF-Merkblatt (auf Geschlechter-Radar Website) für die Einordnung von Begriffen wie trans, cis, Gender-nonkonform etc.

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Vertiefungen – Geschlecht:

Lebensrealitäten non-binärer Menschen

Da die Schweizer Gesellschaft an vielen Stellen immer noch an einer starren Zweigeschlechtigkeit festhält, erleben non-binäre Menschen auf verschiedenen Ebenen Diskriminierungen – insbesondere in der Sprache sowie im Bereich der Infrastruktur (WC, Garderoben, Formulare etc.) und bei der fehlenden rechtlichen Anerkennung. Die fehlende staatliche Anerkennung führt auch dazu, dass viele Schweizer Einwohner*innen sich bestärkt sehen, non-binären Menschen ihre Existenz abzusprechen.

Kulturen mit mehr als zwei Geschlechtern (Quelle: PBS, map of gender-diverse cultures)

Aber «non-binäre Menschen» gab es schon immer in verschiedenen Kulturen der Welt. Wir können davon ausgehen, dass es in der Schweiz mindestens 103’000-154’000 Menschen auf dem non-binären Spektrum gibt (Bericht Nationale Ethikkommission, 2020), etwa soviele wie Einwohnende der Stadt Bern.

Vertiefung – Lebensrealitäten:

Pronomen Buttons

Wie non-binäre Menschen sprachlich einschliessen?

Einschliessen non-binärer Menschen in der Kommunikation (Sprache, Formulare etc.):

Allgemeine Lösungen:

  • Neutrale Sprachformen: Lernende, Teilnehmende etc.
  • Genderstern & Co.: Leser*in, Leser:in, Leser_in
  • Gesprochen mit kurzer Pause: Leser_ [Pause] _in

Pronomen:

  • Immer nachfragen, keine Annahmen machen
  • DE: noch kein Standard · EN: they · FR: iel
  • Gewisse Personen verwenden:
    • Keine Pronomen, Namen als Pronomen verwenden
    • Binäre Pronomen «sie» oder «er», gewisse verwenden «es»
    • Neopronomen: dey, hen, xier, si*er, en, they etc.
  • Beschreiben: «die Person mit dem roten Pulli»

Personenbezeichnungen:

  • Neutrale Begriffe: Kind (statt Sohn/Tochter) etc., Koryphäe
  • Genderstern & Co.: Köch*in, Lehrer*in, Ärzt*in
  • Konstruktion mit Person/Mensch: Fachperson, Lieblingsmensch

Begrüssungen:

  • Gruppe: Sehr verehrtes Publikum oder liebe Anwesende
  • Einzeln: Guten Tag Kim Muster (Vorname an Stelle von Frau/Herr)
  • Brief/Mail: Sehr geehrte*r oder liebe*r Sascha Muster

Im persönlichen Kontakt:

  • Annahmen über ein binäres Geschlecht vermeiden
  • Nach Anrede, Namen und Pronomen fragen
  • Vorstellungsrunde: eigenes Pronomen sagen
  • Nicht-binäres Geschlecht und Wünsche respektieren
  • Es gibt keine «richtige Art», non-binär zu sein
  • Sich «gendern» unbekannter Menschen abgewöhnen
  • Schweizerdeutsch: nicht «d’/dä Kim hät …», sondern «Kim hät …»

Formulare:

Zuerst die Fragen stellen: «Muss ich diese Information wirklich wissen?» Im Zweifelsfall nicht abfragen! «Muss ich Geschlecht und/oder Anrede wissen?»

Anrede: ☐ Frau ☐ Herr ☐ Neutrale Anrede

Geschlecht: ☐ Weiblich ☐ Männlich ☐ ___________ [leeres Feld oder «Weitere»]

Merkblatt inklusive Kommunikation

PDF-Merkblatt für das sprachliche Einschliessen non-binärer Menschen

Zum Merkblatt >

Vertiefungen – Kommunikation:

Fertig mit patriarchalen Zimtsternen! Zimt-genderstern
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Ist non-binäres Geschlecht (vielleicht) dein Thema?

Menschen, die wissen oder vermuten, dass ihr Geschlecht non-binär ist, können davon profitieren, möglichst viel über das Thema zu lernen (Was ist non-binäres Geschlecht?). Wichtig sind aber auch Beratungsangebote und andere Leute zu treffen.

Vertiefungen – mein Thema:

Wie non-binäre Menschen unterstützen?

Für alle, die direkt oder indirekt mit non-binären Menschen zu tun haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten zu unterstützen. Am wichtigsten ist hier sicher das Thema Kommunikation (siehe auch oben).

Vertiefungen – unterstützen:

Gender Ale, von nonbinary.ch, Limonade mit 76 Gender Ingredienzen
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